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Stufenübergreifende Qualitätssicherung

Belpork vereinigt alle Stakeholder der Wertschöpfungskette Schwein, vom Bauernhof bis zum Teller des Verbrauchers, um einen Mehrwert für belgisches Schweinefleisch zu erzielen. Dabei liefert die stufenübergreifende Qualitätssicherung einen wichtigen Beitrag. Dr. med. vet. Liesbet Pluym, Koordinatorin und Qualitätsberaterin, im Interview:

Belpork hat als Hauptaufgabe, für einen Mehrwert in der Wertschöpfungskette Schwein zu sorgen. Über welchen Mehrwert geht es und wie kommt dieser zustande?

Liesbet Pluym: „Belpork - der Standardeigner der beiden Prüfsiegel ‘Certus’ (für frisches Schweinefleisch) und ‘Meesterlyck’ (für Koch- und Rohschinken) - sorgt u. a. für die Verwaltung der Prüfsiegel und die Initiierung stufenübergreifender Qualitätssicherungssysteme. Beide Prüfsiegel stehen für ein qualitativ hochwertiges und schmackhaftes Erzeugnis, das sich vom ‘Standard’-Schweinefleisch abhebt und sowohl auf dem belgischen als dem internationalen Markt wettbewerbsfähig ist. Der Qualitätsunterschied kommt durch die Berücksichtigung diverser Themen wie Tierwohl, (Tier-)Gesundheit, Lebensmittelsicherheit, Rückverfolgbarkeit und Fleischqualität zustande. In den jeweiligen Lastenheften werden diesbezüglich übergesetzliche Normen definiert, und zwar für jedes Glied in der Kette. So liefert jede Stufe ihren Beitrag zu einem qualitativ hochwertigen Produkt.

Darüber hinaus unterstützen wir auch wissenschaftliche Projekte und lancieren eigene Projekte, wie z. B. Antibiotika-Monitoring. Wenn diese Projekte zu erfolgreichen Ergebnissen führen, werden sie in den Lastenheften berücksichtigt. Obwohl wir als Belpork diese Projekte in erster Linie für die Schweinekette initiieren, sind wir stets darum bemüht, auch andere Branchen davon profitieren zu lassen. So wurde das Projekt AB Register (Antibiotika-Register) 2017 auf die Geflügelwirtschaft und 2018 auf die Milchvieh-Branche ausgeweitet. Unsere Datenbank wird also nunmehr auch von diesen beiden Branchen genutzt.“

Sind die Projekte die Belpork initiiert oder in die Belpork involviert ist, relevant für den Verbraucher?

Liesbet Pluym: „Belpork ist stets ambitioniert, um eine Vorreiterrolle zu spielen. Bei unseren Projekten orientieren wir uns an aktuellen Themen, die den Verbraucher bewegen – wie Tiergesundheit, Antibiotikaresistenz, Tierwohl und Nachhaltigkeit. Das ändert sich natürlich im Laufe der Zeit. Bei der Belpork-Gründung im Jahre 2000 beschäftigte sich der Verbraucher vordergründig mit Lebensmittelsicherheit und Rückverfolgbarkeit. Die Gründung des Certus-Prüfsiegels sowie die Entwicklung des Rückverfolgbarkeitssystems TRACY sind darauf zurückzuführen. Später gewann das Thema Antibiotikaresistenz an Bedeutung, was Belpork 2014 veranlasste, die erste belgische Datenbank für die Registrierung des Antibiotikaeinsatzes in der Schweinebranche zu gründen: das AB Register. Derzeit beschäftigen wir uns mit Projekten in puncto Tierwohl, Tierwohlinitiativen und Tiergesundheit mit einem Betriebsgesundheitsplan.“

Wie unterscheidet sich der Betriebsgesundheitsplan von Belpork von der gesetzlich vorgeschriebenen Betriebsbegleitung?

Liesbet Pluym: „Die gesetzlich vorgeschriebene Betriebsbegleitung sieht sechs Mal pro Jahr – also alle zwei Monate – einen Besuch des Hoftierarztes vor. Der Veterinärmediziner besucht den Schweinehalter, bespricht eventuell anstehende Probleme und aktuelle Herausforderungen. Gemeinsam mit dem Tierhalter wird erwogen, welche Aktionen unternommen werden können, um die Probleme oder Herausforderungen zu meistern. Diese Betriebsbegleitung ist allerdings freiwillig. Belpork hat die Betriebsbegleitung im Certus-Lastenheft festgeschrieben; dadurch ist die Begleitung für Systemteilnehmer zwingend erforderlich. Schweinehalter mit hohem Antibiotika-Einsatz sind zudem über das Certus-Lastenheft verpflichtet, einen Strategieplan auszuarbeiten. So strebt Belpork an, die Betriebe auf dem Weg zu einem besseren Gesundheitsniveau und einem verantwortlicheren Antibiotikaeinsatz zu begleiten. Schnell gezielte Maßnahmen ergreifen, wenn Probleme oder ein zu hoher Antibiotikaeinsatz auftauchen, ist ein wichtiger Schritt vorwärts, doch das alleine reicht nicht aus. Wir möchten die Betriebsbegleitung planmäßiger angehen. Deshalb entwickeln wir derzeit – gemeinsam mit einem externen Partner – ein Online-Tool, mit dem die Tierhalter und deren Hoftierarzt die Ergebnisse während des Betriebsbesuches bequem registrieren, Aktionen starten, Ergebnisse messen und Entwicklungen beobachten können. Anhand dieses praktischen Tools möchten wir den Dialog zwischen dem Tierhalter und dem Veterinärmediziner fördern und so proaktiv die Gesundheit der Schweine in allen Betrieben steigern – ungeachtet ihres heutigen Antibiotikaeinsatzes.“

Die Tierwohlinitiative beruht auf einer Kooperation mit der Universität Bristol. Weshalb diese Initiative und diese Kooperation?

Liesbet Pluym: „Tierwohl ist bereits fester Bestandteil der Belpork-Qualitätsphilosophie. Hier möchten wir allerdings noch weiter in die Tiefe gehen. Deshalb evaluieren wir, ob die aktuellen Tierwohlnormen noch standesgemäß sind und ob das Lastenheft um zusätzliche Normen erweitert werden kann, die für den Tierhalter praxistauglich sind. Zudem haben wir das Tierwohl auf allen Stufen der Kette unter die Lupe genommen und Audits mit ausgewiesenen „Tierwohl“-Inspektoren geplant. Hierfür arbeiten wir eng mit der Universität Bristol zusammen. Weshalb gerade Bristol? Weil diese Universität über einen internationalen Erfahrungsschatz in Sachen Evaluierung von Tierwohl sowohl in Qualitätssicherungssystemen als auch auf der Landwirtschaftsstufe verfügt. Die Anpassungen in unserem Certus-Lastenheft wurden gemeinsam mit der Uni ausgearbeitet. Auch wurden die Inspektoren von der Uni geschult. Hier wurde entsprechend dem Prinzip ‘train-the-trainer’ agiert: Bereits geschulte Inspektoren geben ihr Fachwissen an Berufskollegen weiter und optimieren permanent ihr eigenes Wissen – ohne dass die Mitarbeiter der Universität Bristol sich ständig nach Belgien begeben müssen.

Die Ergebnisse dieses Projektes werden sukzessive im Certus-Qualitätsmanagement berücksichtigt. Die zusätzlichen Normen, die aus der Evaluierung des Lastenheftes und des Audits auf der Primärstufe hervorgegangen sind, werden am 01. Januar 2020 implementiert. Es geht u. a. um die Registrierung der Sterberate auf den verschiedenen Stufen der Tierhaltung, die Evaluierung des Schwanzbeißens und des natürlichen Verhaltens der Schweine sowie eine verbindliche Euthanasie-Richtlinie, für die Belpork eine Basisversion ausarbeiten wird. Dieses Projekt wird 2020 fortgesetzt und in den kommenden Jahren weiterverfolgt und implementiert.“

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